Zugegeben, manchmal bin ich völlig überfordert, wenn es ums Gendern geht. Ich stehe mehr auf Männer, aber finde Frauen grundsätzlich viel schöner – was für ein Label trage ich da eigentlich? Als Kind habe ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, was für ein Geschlecht ich habe oder als was ich mich fühle. Ich habe Hosen genauso gerne getragen wie Röcke, Zöpfe genauso gerne wie meinen kurzen Mecki-Schnitt. Eine Krone genauso gerne wie Cowboystiefel. Habe mit Barbies gespielt und dann aus Matsch Burgen gebaut.

Bis heute singe ich laut mit, wenn „Ich bin so froh, dass ich ein Mädchen bin“ gespielt wird, und ich kann ebenso bei „Männer“ von Herbert Grönemeyer mitgrölen und mich hineinversetzen. Doch eines hatte ich nie: das Gefühl, nicht in meinen Körper zu passen. Ich hatte nie das Gefühl, ich könnte nicht der Mensch sein, der ich sein will (danke Mama!).

Ich musste nie Angst haben, für meine sexuelle Orientierung oder meine Geschlechtsidentität an den Pranger gestellt zu werden. Deshalb kann ich eigentlich nicht mitreden, wenn es darum geht, wie es ist, anders zu fühlen, wenn es eben nicht passt. Und genau deshalb finde ich es so wichtig, dass wir die Erfahrungen derjenigen anerkennen, die anders fühlen, und uns dafür einsetzen, dass niemand Angst haben muss, einfach nur sie selbst zu sein.

Diese Vorlagen sind uns besonders wichtig, weil sie einen zentralen Teil unseres Menschseins ansprechen: unsere Sexualität und Geschlechtsidentität. Sie gehören zu uns, egal wer wir sind – Frau, Mann, Kind, Held:in, Arschloch, großartige oder weniger großartige Menschen. Eines ist sicher: Unser Charakter, unser Handeln, das, was uns ausmacht, hat nichts mit unserer sexuellen Orientierung oder unserem Geschlecht zu tun. Nur mit offenen Augen, offenem Verstand und offenen Herzen können wir erkennen, was wirklich zählt. Nicht alle von uns haben die Chance, so zu leben und zu lieben, wie sie sind und wie sie es wollen. Nur durch Verständnis und Toleranz, können wir die Welt ein Stück bunter und liebevoller machen.

Toleranz ist mehr als nur das Akzeptieren von Unterschieden. Sie bedeutet, den Raum zu schaffen, in dem Menschen ohne Angst sie selbst sein können. Offenheit und Wissen helfen dabei, Vorurteile abzubauen und Brücken zwischen Menschen zu schlagen, die sonst durch Missverständnisse oder Unwissenheit getrennt bleiben könnten.

Wir haben schon liebe Menschen verloren, weil sie so verzweifelt waren, dass sie nicht sie selbst sein konnten. Das darf nicht. Das soll nicht. Wir leben unser Leben jeden Tag, also haben wir jeden Tag die Möglichkeit für Toleranz – denn letztlich verbindet uns mehr, als uns trennt.

Euer Team von helpfully.de


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